Hannah 02 04x06 L Foto Bettina Osswald SchwelmHannah Schlubeck gilt weltweit als eine der führenden Panflötistinnen und hat sich besonders im Bereich der Interpretation Klassischer Musik auf der Panflöte einen Namen gemacht.

Sie wurde als Matthias Schlubeck 1973 in Wuppertal geboren und lebt seit 2020 als Hannah Schlubeck, im Einklang mit Körper und Gefühlen.

Sie ist in Deutschland die erste Musikerin mit einem Hochschulabschluß im Fach Panflöte. An der Musikhochschule Wuppertal begann sie 1991 als Jungstudentin bei Prof. Manfredo Zimmermann und schloß dort ihr Studium 1998 mit dem Konzertexamen ab.

Neben dem Hochschulstudium erhielt Schlubeck außerdem Unterricht bei rumänischen Panflötenlegenden wie Damian Luca und Gheorghe Zamfir.

Sie erhielt bereits im Alter von 6 Jahren ihren ersten Panflötenunterricht bei Erich zur Eck und ist mit diesem selten gespielten Instrument aufgewachsen. Bereits als Zwölfjährige wurde sie vom französischen Panflötisten Jean-Claude Mara gefördert und gab im Alter von 15 Jahren ihre ersten Konzerte.

Mittlerweile hat die Panflötenvirtuosin in mehr als 30 Jahren fast 2000 Konzerte in Kirchen und Konzertsälen gegeben. Konzertreisen führten sie in das europäische Ausland, in die USA, nach Lateinamerika und Australien.

In ihren Konzerten bietet Schlubeck abwechslungsreiche Programme in einer Vielzahl von verschiedenen Kombinationen. Neben den zahlreichen Duo-Besetzungen konzertiert sie auch als Solistin mit Kammerensembles oder großen Orchesterbesetzungen. 

Hannah Schlubeck wirkte bei zahlreichen Rundfunk- und Fernsehproduktionen mit (WDR, ZDF, SWR, 3Sat, MDR u.a.). 

 

Foto: Bettina Osswald, Schwelm

Hannah 03 06x09 M Foto Bettina Osswald SchwelmMEIN OUTINGTEXT AUS DEM SOMMER 2020 



Liebe Panflötenfreundinnen und Panflötenfreunde,

 

in dieser sehr ungewöhnlichen und für viele Menschen sehr schwierigen Zeit habe ich einen extrem lebensverändernden Schritt gemacht, mit welchem die wenigsten gerechnet haben werden.

Ich habe mich entschlossen, mein zukünftiges Leben als Frau zu leben und so wird aus Matthias nun Hannah.

Im Grunde weiß ich seit meiner Kindheit/Jugend, dass ich irgendwie anders bin. Damit meine ich nicht meine Behinderung, sondern eine sehr starke weibliche Seite, die mir das Leben immer wieder sehr schwer gemacht hat, auch wenn man mir das sicher nicht immer anmerken konnte.

Gerade in den letzten Jahren habe ich immer mehr gemerkt, dass ich meine Weiblichkeit nicht mehr verheimlichen kann und will. Ende des letzten Jahres habe ich beschlossen, dass ich mich nicht länger verstecken möchte und mich zu diesem Schritt und dem damit verbundenen langen Weg entschlossen.

Seitdem ist viel passiert und ich bin bereits erste Schritte in einer Metamorphose von Mann zu Frau gegangen. 

Ich hätte diesen Schritt viel früher - vor Jahren oder sogar vor Jahrzehnten - machen sollen, aber die Angst vor der Reaktion des Umfeldes, vor allem die Angst, meiner Berufung, der geliebten Musik, nicht mehr nachgehen zu dürfen, haben mich immer davon abgehalten.

Gefühlt setze ich mit diesem Schritt alles aufs Spiel, dennoch ist dieser Weg für mich alternativlos. 

Der noch bevorstehende Weg ist ein langer und schwerer, welcher mich sicherlich sehr viel Kraft kosten wird. Auch die Angst vor den Reaktionen des Umfeldes und auch des Publikums ist natürlich immer noch vorhanden. Ich bin so unendlich dankbar dafür, dass ich bisher so unglaublich liebe und positive Reaktionen und Unterstützung von den eingeweihten Menschen erhalten habe. Dazu gehört natürlich meine Familie, Freunde, nahestehende Personen, aber auch meine musikalischen Partner und auch bereits einige Veranstalter.

Das macht mir große Hoffnung, dass meine großen Ängste und Sorgen vor dem Outing vielleicht übertrieben waren. 

Normalerweise dauert ein solcher Weg der Metamorphose von Mann zu Frau sehr lange. Das liegt u.a. auch daran, dass es sehr viele (teilweise veraltete) Regeln und Auflagen gibt, ohne welche die notwendigen Schritte von der Krankenkasse nicht bezahlt werden. Teilweise gibt es immer noch sehr unverständliche Bedingungen.

Für mich ist nun das Ziel, den Weg schnellstmöglich weiter zu gehen, um dann auch gerade nach der derzeitigen Corona-Lage im anlaufenden Kulturbetrieb wieder auch Konzerte spielen zu können.

Gleichzeitig bedeutet dieses aber auch, dass ich einige der Regeln zum zeitlichen Ablauf nicht einhalten werde und somit wohl leider auch viele Schritte (inkl. OPs) selber finanzieren muss. Es wäre aber gleichzeitig fatal, wenn die wichtigen und schweren Operationen genau dann stattfinden würden, wenn endlich wieder regelmäßig Konzerte stattfinden und ich somit auch wieder Einkommen generieren könnte, ich dann aber für Monate wieder ausfalle.

Hinzu kommt, dass ich wegen eines medizinischen Problems eigentlich dringend eine Operation benötige. Dieses medizinische Problem wird sich aber höchstwahrscheinlich durch die nun geplante geschlechtsangleichende Operation erledigen und ich kann durch das zeitliche Vorziehen doppelte Eingriffe verhindern.

Seit kurzem lebe ich als Hannah - auch in der Öffentlichkeit und werde demnächst mein erstes Konzert als Hannah geben.

Dennoch wird der Weg noch lang sein, und gerade die Übergangsphase ist für mich selber sowie das Umfeld sicherlich schwierig. Es wird Phasen geben, in denen ich mich quasi zwischen den Welten bewege, innerlich wie äußerlich.

Nun habe ich sehr viel geschrieben und kann damit doch nur einen kleinen Teil des gesamten Vorgangs beschreiben. Gerne stehe ich für Gespräche und Fragen zur Verfügung. Ich würde mich freuen, wenn Fragen möglichst direkt an mich gestellt werden und nicht an mein Umfeld und meine Familie.

Ich habe so sehr von der Offenheit anderer Trans-Menschen profitiert, möchte auch selber gerne so offen sein wie es geht und im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten auch ein wenig mehr Öffentlichkeit für Menschen wie mich erzeugen. Es geht dabei oft einfach auch darum zu informieren, denn viele Menschen haben sich verständlicherweise noch nie mit diesem Thema auseinandergesetzt. 

Ich würde mich sehr freuen, wenn ich als Hannah mit meiner Musik genauso akzeptiert würde wie als Matthias. Es ist tatsächlich so, dass ich vieles in meiner Musik schon lange eher meiner weiblichen Seite zugeordnet habe. Vielleicht macht sich die „neue Freiheit“ ja auch in meiner zukünftigen Musik bemerkbar - zumindest muss ich diesen Teil von mir nun nicht mehr verstecken.

Naturgemäß wird es in der nächsten Zeit ein mehr oder weniger großes Durcheinander mit Namen und den Personalpronomen geben. Hannah oder Matthias - sie oder er ... das lässt sich bei einem solchen Schritt wohl nicht vermeiden. Auch wenn ich nun Hannah bin, fühle ich mich auch mit Matthias noch angesprochen und nehme es niemandem übel, der mich so nennt! Es ist für alle Seiten eben eine ungewohnte Situation ...

 

Also, darf ich mich vorstellen ?

Ich bin Hannah und spiele seit meiner Kindheit Panflöte :-)

 

Hannah 01 04x06 M Foto Bettina Osswald Schwelm

Fotos: Bettina Osswald, Schwelm